top of page

Die Parabel vom Vogel

Die eigentliche Übung des Yoga besteht darin, sich nicht mit einem Zustand zu identifizieren, sondern beim Beobachten zu bleiben – oder immer wieder dorthin zurückzukehren. Damit erreichst du eine unglaubliche Freiheit und inneren Frieden, alle "Dramen" oder unglücklichen Momente in deinem Leben verschwinden

Dazu wird in den Upanishaden die Parabel von zwei Vögeln, die im selben Baum sitzen, erzählt:

Eine der beiden Vögel springt im unteren Teil des Baumes von Ast zu Ast und kostet die Früchte, von denen manche süß und manche bitter schmecken. Unermüdlich sucht er nach den süßen Früchten. Inne hält er nur, wenn eine Frucht nicht süß, sondern bitter wahr. Dann hebt er den Blick und sieht dort oben den anderen Vogel, der nichts weiter tut, als dieses Geschehen von seinem erhabenen Platz aus zu beobachten.
Im Moment des Innehaltens erkennt der untere Vogel, wie überlegen die Gelassenheit des anderen seiner eigenen rastlosen Suche ist. Dann verspürt auch er den Wunsch nach Freiheit und springt ein, zwei Äste höher. Dort jedoch findet er neue Früchte, die vielleicht sehr süß sein könnten. Während er eine nach der anderen pickt und genießt, verliert er sein Ziel aus den Augen und vergisst seine Absicht.


Selbstvergessen hüpft er weiter, bis er erneut auf eine bittere Frucht stößt, die ihn an seine wahre Sehnsucht erinnert. Erst als er den Wipfeln des Baums schließlich erreicht, erkennt er, dass er und der andere ein einziges sind und immer schon eins waren.

Der Vogel, der sich von seinem Geschmackssinn und seinen Vorlieben leiten lässt, erinnert an den unbewussten Menschen, den Jama im Wagenlenker Gleichnis beschreibt:
er geht den Weg des Angenehmen und lässt sich von seinen Sinnen ablenken, die wir ungestüme Pferde hierhin und dorthin laufen. Dadurch gerät sein Wagen ins Schleudern!
Lenken uns jedoch nicht die Impulse – die schnellen inneren Bewegungen, sondern die innere Einsicht, die das Ganze im Blick hat - ist das Yoga.

 

Und wie bemerkenswert:

gerade die bittere Früchte sind das, was den sehnsüchtigen Vogel seinem Ziel näher bringt.

Dass die scheinbaren Widrigkeiten des Lebens nicht mehr ertragen werden müssen, sondern im Gegenteil Wegweiser durch ganz neue Entwicklungsstufen sein können, eröffnet ganz neue Perspektiven.

​

​

​

​

​

bottom of page